Spitzenjahr im Musikdorf Ernen

Mit den «Newcomers» ging am 8. September 2024 der Erner Festivalsommer zu Ende. Neben Weltstars wie Sir András Schiff oder Rachel Harnisch gab es in diesem Sommer viele Entdeckungen zu machen.

Die 50 Veranstaltungen in der 51. Konzertsaison standen dieses Jahr unter dem Motto «Feuer und Flamme». Mit 7'600 Konzerteintritten (Stand 8. September) ist schon jetzt klar: Im Vereinsjahr 2024 wird ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Und dies trotz Wetterpech zum Auftakt des Festivals. Während Ende Juni das Trio Gaspard um den Stargeiger Jonian Ilias Kadesha leidenschaftliche Klaviertrios von Smetana und Schostakowitsch zum Besten gab, zogen die verheerenden Unwetter über das Oberwallis und hinderten zahlreiche Musik-Liebhaber daran, den Konzerten beizuwohnen.

Nur langsam erholte sich die Stimmung, und es zogen langsam wieder Gäste in die Gommer Bergdörfer ein. Doch die Musikerinnen und Musiker und das begeisterte Publikum liessen sich nicht beirren. Von den gewaltigen Tastenstürmen in der Klaviermusik von Charles-Valentin Alkan, interpretiert von Schaghajegh Nosrati bis zu den verspielten Koloraturen in Händels Ikarus-Kantate «Tra le fiamme», gesungen von Carine Tinney (Titelbild) – der diesjährigen Entdeckung in den Erner Barockwochen: Bereits im Juli jagte ein Highlight das andere durch die Erner Kirche St. Georg.

Wesentlich zum Erfolg beigetragen haben die Klassik-Stars, die sich ins idyllische Ernen verliebt haben und immer wieder ins Musikdorf zurückkehren. Etwa die Oberwalliser Sopranistin Rachel Harnisch, die auch nach dem offiziellen Karriere-Ende noch in Ernen aufgetreten ist und zugesagt hat, dies im Sommer 2025 erneut zu tun. Oder Sir András Schiff, der die aus der ganzen Welt angereisten Klavierliebhaber gleich mit sechs Konzerten in vier Tagen erfreute. Mit dabei war eine Weltpremiere – zum allerersten Mal spielte der Meisterpianist ein Konzert auf einem barocken Clavichord.

Doch getragen wird das Programm im Musikdorf Ernen auch von den zahlreichen jungen Musikerinnen und Musikern, die durch ihre Musizierlust und ihr erstaunliches Können Abend für Abend Stücke aufführen, die zum Teil auch abseits der ausgetretenen Pfade zu finden sind: Werke von Komponistinnen, von wenig bekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts und auch zeitgenössische Musik. Etwa die Werke des diesjährigen Composers in Residence, Christian Mason, die neben einem feinen Gespür für faszinierende Klänge auch das Räumlich-Szenische mitdenken – etwa in der Prozession mit Kuh-, Ziegen- und Schafglocken, die den Rahmen bildete der Uraufführung des Werks Figures in a landscape (awaiting eternity)  – dem Auftragswerk des Festivals.

Noch ist in Ernen der musikalische Schlussstrich nicht gezogen: Am 20. Oktober spielen Studierende der Musikhochschule Sitten ein Konzert, in dem u.a. ein Werk der Composer in Residence 2024/25 auf dem Programm steht. Die englische Komponistin Cheryl Frances-Hoad weilt im September und Oktober in Ernen und arbeitet an ihrem neuen Streichquartett, das Anfang August 2025 uraufgeführt wird. Und wie üblich wird das Vereinsjahr im Musikdorf Ernen mit dem Jazzkonzert von Charl du Plessis am Vorabend von Silvester beschlossen. Sicher ist schon jetzt: Die höchst erfolgreiche 51. Konzertsaison 2024 unter dem Motto «Feuer und Flamme» wird noch lange nachglühen.

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