Das Wunder von Ernen

Barock
20.–31. Juli 2025
Wohlklang aus Stimmen und Holz

Der Begriff 'Barock' wurde vom portugiesischen Wort 'barocco' abgeleitet. Das Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und bezieht sich auf Perlen, welche «schiefrund» geformt waren. Diese von der Natur geschaffenen Unregelmässigkeiten machen sie kostbar und einzigartig. Raue Klänge und «natürliche» ungeglättete Oberflächen sind auch in der Barockmusik ein Qualitätsmerkmal – genau das zeichnet das Spiel auf historischen Blas- und Streichinstrumenten aus und ermöglicht prachtvolle Klangbilder voller mitreissender Emotionen.

Aernen Barock haben Sie vermutlich längst in ihr Herz geschlossen. Über viele Jahre formierte sich das Ensemble zu einer eingespielten Gruppe unter der Leitung der gebürtigen Australierin Deirdre Dowling, die in den wichtigsten Barockensembles Frankreichs und der Niederlande spielt, und Ada Pesch, die neben den Barockkonzerten in Ernen auch das auf historische Instrumente spezialisierte Orchestra La Scintilla am Opernhaus Zürich aus der Taufe gehoben hat. Der Erfahrungsschatz der einzelnen Musiker*innen fliesst in dem von Pesch als «Wunder von Ernen» bezeichneten Ensemble zusammen und potenziert sich.

Doppelkonzerte für zwei Oboen
Zum Beispiel in Aernen Barocks Aufführungen der Werke für zwei Oboe: Wie ein kleines Ritual tauchen sie in den fünf Barockkonzerten auf. Die Stücke stammen aus der Feder von Antonio Lotti, Jacques-Martin Hotteterre, Johann David Heinichen und Georg Friedrich Händel. Ausserdem eines von Giovanni Battista Sammartini: Sein Oboen-Doppelkonzert ist eine Rarität und wird in Musikdorf seine Schweizer Erstaufführung erleben. Josep Domènech und Xenia Löffler werden die Soloparts spielen. Ein doppelter Glücksfall: Beide sind Meister bzw. Meisterin ihres Fachs. Löfflers Spiel verkörpere den Idealklang der Barockoboe, konnte man unlängst lesen. Sie spielt die Solo-Oboe in der Akademie für Alte Musik Berlin, der gebürtige Katalane beim Freiburger Barockorchester – zwei der besten Originalklang-Ensembles der Welt.

Gänsehautmomente garantiert
Der Klang der Oboe wird oft mit der menschlichen Stimme verglichen. Wie die Stimme kann auch die Oboe sinnlich beredt, zärtlich, schrill oder melancholisch aufscheinen, je nachdem, wie sie geblasen wird. Es braucht viel, sehr viel, bis ein Musiker, eine Musikerin die Oboe so beherrscht, dass ihr Klang für Gänsehautmomente sorgt. Der Ton erfolgt über ein Doppelrohrblatt, das heisst, über zwei dünne schwingende Holzplättchen, die aufeinanderliegen. Das verlangt von den Spielenden viel Kraft und eine exzellente Atemtechnik.

Apropos menschliche Stimme
Neben den Oboen werden auch zwei Vokalsolisten für Verzückung sorgen: Dorothee Mields und Krystian Adam. Die deutsche Sopranistin Mields ist eine der gefragtesten Barockspezialistinnen ihres Faches. Sie widmet ein Programm den festlichen Hochzeitskantaten Johann Sebastian Bachs. Einerseits singt sie die frühlingshafte Kantate «Weichet nur, betrübte Schatten» und zudem hat sie eine «Cantate imaginaire» zusammengestellt mit einigen der schönsten Arien und Instrumentalstücken von Johann Sebastian und seinem entfernten Onkel Johann Christian Bach. Weitere Raritäten, die es nicht zu verpassen gilt, sind die im französischen Programm gesungenen Kantaten «Arbres espais» von Pierre Guillaume Barré und «Le retour de la paix» von Michel Pignolet de Montéclair.

Der polnische Tenor Krystian Adam brillierte bereits an den wichtigsten Opernhäusern als Titelheld in Claudio Monteverdis epochenmachenden Oper «L’Orfeo». Auch in Ernen singt er Musik des Opern-Pioniers, nämlich den berühmten «Combattimento di Tancredi e Clorindo», ein szenisches Madrigal, das eindrucksvoll die Kampfszene zweier heimlich Verliebter erklingen lässt. Auch nicht verpassen: Adam bringt selten gehörte barocke Schätze aus seiner polnischen Heimat mit ins Musikdorf.

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Konzertvideos von Aernen Barock

In die Musik reinhören: Playlist ‘Barock 2025’ auf Spotify

Geschrieben im Dezember 2024, von Marianne Mühlemann

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