Gipfelsturm in sechs Etappen
Kammermusik kompakt | Trio Gaspard
3.–5. Juli 2026
Sechs Konzerte in drei Tagen
Eine Violine, ein Cello und ein Klavier – mehr Ausrüstung brauchen Jonian Ilias Kadesha, Vashti Hunter und Nicholas Rimmer nicht, um zu musikalischen Höhenflügen aufzubrechen. Nach dem Auftritt in Ernen vor zwei Jahren, als das Trio Gaspard erfolgreich gegen ein Sommergewitter mit Blitz und Donner anspielte, kehrt es zurück, um bei Kammermusik kompakt einen Gipfelsturm in sechs Etappen zu präsentieren: Sechs Konzerte in drei Tagen.
Auch wenn der neue Intendant Jonathan Inniger das Format um ein Konzert reduziert und so den Konzerten etwas mehr Luft gegeben hat, ist das ein streng getakteter Konzertmarathon. Kaum ist ein Konzert verklungen, wartet bereits das nächste. «Es ist kein Nachteil, sechs Konzerte in kurzer Zeit zu spielen, um in den richtigen Flow zu kommen», sagt Vashti Hunter, die Cellistin. Im Gegenteil: Es sei sogar «extrem hilfreich», weil kein Raum für Nervosität oder Selbstzweifel bleibe.
Die Freiheit des Erzählens
Sie würden stets versuchen, dem Publikum eine überzeugende Geschichte zu erzählen, sagt Hunter. «Wenn uns das gelingt, sind wir glücklich.» Vashti Hunter, die mit dem Geiger Jonian Ilias Kadesha ein Paar bildet, ist überzeugt, dass auch die gegenseitige Verbundenheit ein Faktor für den Erfolg des Trios ist. «Wir drei haben viel Vertrauen, Respekt und Verständnis füreinander aufgebaut, dass wir heute spielen können, ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, wie wir spielen. Wir geniessen es, uns gegenseitig herauszufordern und die Musik lebendig und spontan klingen zu lassen.» Dabei gelte es, stets neugierig zu bleiben und nie aufzuhören, neue Facetten in der Musik zu erforschen.
Grosse Auswahl
Das Repertoire des preisgekrönten Trios ist äusserst vielfältig. Das wird man auch in Ernen erleben. Neben den Klaviertrio-Klassikern wie Beethoven, Schubert, Robert und Clara Schumann, Dvořák und Fauré gibt es auch eine starke Pariser Fraktion: Camille Saint-Saëns, Claude Debussy, Joaquín Turina, Bohuslav Martinů, Lili Boulanger und Mel Bonis – die als Erner «Composer to Discover» mit ihrem Gesamtwerk für Klaviertrio vertreten ist.
Nicht verpassen sollte man auch Arno Babadschanjan und Erich Wolfgang Korngold. Zudem Musik aus unserer unmittelbaren Gegenwart, von der Britin Sally Beamish und dem italienischen Cellisten und Komponisten Giovanni Sollima, dessen Werk Hide in Trio in Ernen uraufgeführt wird
Haydn der Gründervater
Fast überrascht es, dass Haydn «nur» mit zwei Werken vertreten ist. Das Trio Gaspard hat sich in den letzten Jahren schwerpunktmässig mit Haydn auseinandergesetzt. «Wir haben uns vorgenommen, alle seine 46 Klaviertrios einzuspielen», sagt Hunter. «Haydn war innovativ», sagt Hunter. «Er wagte es, über den Tellerrand hinauszuschauen und liebte es zu experimentieren.» Bei seinen ersten Trios sei das Klavier im Mittelpunkt gestanden. Bald aber habe Haydn Violine und Cello eine individuelle Stimme im Dialog mit dem Klavier gegeben.
Den Witz in der Musik teilen
Haydns Klaviertrios seien zwar ursprünglich für die Aufführung in Salons geschrieben worden, aber sie dürften keinesfalls als «Salonmusik» im abschätzigen Sinne des Wortes verstanden werden, sagt Vashti Hunter. «Für uns sind es Meisterwerke, die es verdienen, in den wichtigsten Konzertsälen gespielt zu werden.» Allerdings passe Haydn tatsächlich auch bestens in Hauskonzerte – oder nach Ernen: «Es ist ein tolles Gefühl, das Publikum, so nah wie möglich bei sich zu haben, um den Witz in der Musik mit ihm zu teilen.»
Was hätte die Cellistin denn für eine Frage an Haydn, wenn sie ihm in Ernen plötzlich begegnen würde? Vashti Hunter lacht. «Ich würde ihn bitten, mit uns Kammermusik zu spielen. Das wäre die beste Möglichkeit, ihn noch besser kennenzulernen.»
Kammermusik kompakt | 3.–5. Juli 2026 | Sechs Konzerte in drei Tagen
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Geschrieben im November 2025, von Marianne Mühlemann

