Mit Liebe, Begeisterung und Humor

Klavier kompakt
22.–25. August 2024
6 Rezitale in vier Tagen

Sir András Schiff hat sich in der Vergangenheit immer wieder über den windschnittigen Einheitsklang der Instrumente geäussert, die in allen Konzertsälen weltweit stehen. Gewiss, sagte er, man könne die gesamte Klavierliteratur auf dem gleichen Steinway spielen. Das würden auch die meisten Pianistinnen und Pianisten so tun. Doch ihn befriedige das nicht. So wie er sich stets frage, was spezifisch sei für ein bestimmtes musikalisches Werk, so versuche er auch für jedes Stück den passenden Klang zu finden – und das passende Instrument.

Bei seinem zweiten Auftritt in Ernen im Jahr 2022 spielte Schiff an drei Tagen fünf Rezitals – jedes auf einem anderen Flügel. Das Musikdorf meisterte die logistische Herausforderung mit Bravour und bescherte dem Publikum ein unvergessliches Erlebnis.

Vermittlung mit Witz
2024 kehrt Sir András Schiff nach Ernen zurück. Wiederum bestreitet er das anspruchsvolle Format «Klavier kompakt»: Diesmal gestaltet der Pianist sechs Rezitale in vier Tagen. Jedes Konzert lässt sich separat geniessen. Doch sollte man sich das gut überlegen. Denn alle sechs Konzerte in Folge zu besuchen, wird mehr sein als die Summe aller einzelnen.

Da Schiff seine Programme erst im Konzert bekannt gibt, kann man sich nicht vorbereiten. Das macht aber nichts. Denn Schiff sorgt während seinen Darbietungen auch gleich für die Einführungen zu den Werken, die er spielt. Durch sein Expertenwissen und die freien Überleitungen voller Witz erhalten die Konzerte eine dritte Dimension. Schiff beherrscht die Kunst der Vermittlung wie kein Zweiter.

Seine Anekdoten sind authentisch, seine Fakten sorgen für Erstaunen, Verwunderung und Emotionen. Das Publikum wird entflammt durch Schiffs eigene Liebe für die Musik und seine Begeisterung für Historie und klaviertechnische Besonderheiten. Wenn er spricht, ist er mehr Magier als Moderator. Das Publikum entspannt sich, freut sich, lacht, um sich danach wieder mit umso höherer Konzentration der Musik zu widmen. Das ist wahre Musikvermittlung.

Bereichertes Hörerlebnis
Die Idee, einem Konzertabend eine Einführung durch eine Musikwissenschaftlerin oder einen Moderator voranzustellen, ist zwar nicht neu, liegt aber im Trend. Musikvermittlung nennt man diesen Service, der üblicherweise vor einem Konzert stattfindet und freiwillig besucht werden kann. Einige mögen Konzerte, aber bitte ohne Pädagogisches. Sie wollen direkt zur Musik, diese spricht schliesslich für sich selbst!

Doch: Unzählige Studien zur Kunst der Musikvermittlung belegen, dass wer mehr weiss, auch mehr hört. Tipps und Tricks des Hörens bereichern das Musikerlebnis enorm. Zu erfahren, in welchem Kontext Musik komponiert wurde und weshalb ein Dominant-Sept-Akkord sexy und ein Tritonus teuflisch sein kann, steigert durchaus die Spannung für das später Gehörte. Sir András Schiff ist der lebende Beweis dafür.

Anfang und Ende mit Bach
Sir András Schiff hat die Gewohnheit, seinen Tag mit Bach zu beginnen – und damit beginnt er auch seine Konzertserie im Musikdorf. Bisher ist zu Schiffs Konzerten in Ernen nur so viel bekannt: Das erste Rezital findet im kleinen Rahmen des Tellensaals statt, wo Schiff diverse Stücke von Bach interpretieren wird, und zwar auf einem Clavichord. Dieses ist aufgrund seiner geringen Lautstärke im wahrsten Sinne des Wortes ein Kammerinstrument, auf dem der Pianist erzählerische Momente voller Intimität schafft. (Dieses Konzert vom 22.8. ist bereits ausverkauft.)

Auf einem historischen Hammerflügel («Franz Brodmann» von 1820) widmet Schiff sich im dritten Rezital Werken von Franz Schubert. Auf dem Bechstein-Flügel (1921, ehemals Wilhelm Backhaus) spielt er Werke von Joseph Haydn (Rezital 2) und Ludwig van Beethoven (Rezital 4). Und zum finalen Höhepunkt bringt er Johann Sebastian Bachs «Die Kunst der Fuge» (Rezitals 5 und 6) zum Klingen.

Klavier kompakt | 22.–25. August 2024 | 6 Rezitale in vier Tagen

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Noch nicht ganz sicher? Lesen Sie mehr über Sir András Schiffs vergangene Auftritte in Ernen:

«Auf fünf Flügeln... zu Sternstunden der Musik», September 2022, von Engelbert Reul

«'Les Adieux' oder 'Die Kunst der Zugabe'», September 2020, von Engelbert Reul

Geschrieben im Dezember 2023, von Marianne Mühlemann

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