Im Rahmen der Reihe «Kammermusik kompakt» spielt das Chiaroscuro Quartet 7 Konzerte in 3 Tagen.
Joseph Haydn: Streichquartett D-Dur op. 20 Nr. 4, Hob. III:34
Franz Schubert: Streichquartett d-Moll D 810 «Der Tod und das Mädchen»
Spieldauer ca. 75 Minuten
Haydns Quartette des Opus 20 (1773) markieren einen bedeutenden Schritt, weg vom galanten Stil und der Dominanz der ersten Violine, hin zu einem gleichberechtigteren Verhältnis der vier Stimmen und grösserer Freiheit im Ausdruck. Freiheit und Gleichheit, Nähe zur Natur, es sind Ideale, die durch Jean-Jacques Rousseau in den 1760er-Jahren weite Verbreitung in Europa fanden und die übrigens inspiriert waren von amerikanisch-indigener Kritik an der europäischen Lebensweise und Gesellschaftsordnung, wie etwa derjenigen des Wendat-Häuptlings Kondiaronk (ca. 1625–1701).
Diese Ideale scheinen Haydn auch kompositorisch interessiert zu haben, besonders hörbar im Quartett D-Dur mit seinem nur scheinbar pastoralen ersten Satz, der genau wie der vierte mit schroffen (unisono-)Passagen und kühnen harmonischen Überraschungen besticht, während das «Menuet alla zingarese» mit wilden Synkopierungen eindeutig das neue Interesse an (vermeintlich naturnaher) Volksmusik belegt.
Die aus Schuberts Lied «Der Tod und das Mädchen» stammende Polarität zwischen Todesangst (des Mädchens) und sanfter, beruhigender Antwort (des erlösenden Todes) prägt das ganze Quartett d-Moll, das den Schlusspunkt setzt in der siebenteiligen Konzertserie des Chiaroscuro Quartets.
Im 2. Satz spart Schubert die Todesangst aus: Die Variationen führen zwar in leidenschaftliche, dramatische Welten, eine gewisse verklärte Akzeptanz des Todes behält aber die Überhand – auch symbolisiert durch den in reines G-Dur gewendeten Schluss. Doch die Todesangst des Mädchens – und möglicherweise auch Schuberts, der in der Zeit der Entstehung von einem erneuten, heftigen Schub seiner als unheilbar angesehenen Krankheit geplagt war – beherrscht die drei anderen Sätze.
Chiaroscuro Quartet:
Alina Ibragimova, Violine
Charlotte Saluste-Bridoux, Violine
Emilie Hörnlund, Viola
Claire Thirion, Violoncello
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